Ursachen für auditive Verarbeitungsprobleme
Hörfähigkeit
Häufige Hals-, Nasen-, Ohrenentzündungen in der frühen Kindheit, die zu vorübergehenden Höreinschränkungen führen, können die Ausbildung von Lautunterscheidungsfähigkeiten stark beeinträchtigen. Auch eine mangelhafte auditive Anregung oder eine ständige, laute Geräuschkulisse können die Fähigkeit, genau hinzuhören, einschränken. Nicht nur zu wenig zu hören, sondern auch zu viel zu hören (Hyperakusis), kann Probleme bereiten, wenn das Wegfiltern oder Ignorieren von Nebengeräuschen schwer oder nicht gelingt.
Lässt man sich zu leicht von jedem Geräusch ablenken, kann das tiefgreifende Auswirkungen auch auf das Lernen und Verhalten haben.
Aufmerksamkeit
Die Probleme des Kindes, das nicht in idealer Weise zuhören kann, können vielfältig sein. Ob es manche Frequenzbereiche zu gut oder zu schlecht hört, hat jedenfalls zur Folge, dass das Kind allein für das Zuhören eine ungleich größere Anstrengung aufbringen muss als andere Kinder.
Die Konzentration auf das Entschlüsseln und Verstehen des Gehörten kann schon so viel Aufmerksamkeit verbrauchen, die dann im Erfassen des Inhaltes oder in anderen Bereichen fehlt. Der damit einhergehenden Überforderung und Frustration entgehen manche Kinder, indem sie ihre gesamte Aufmerksamkeit herabsetzen.
Durch eine verbesserte Hörfunktion gelingt es, sich auf Höreindrücke leichter zu konzentrieren, gehörte Sprache besser zu verstehen, sich längere Sätze besser zu merken und Laute sicherer voneinander zu unterscheiden. Das kann zum erfolgreicheren Spracherwerb und zum gelingenderen Lese- und Schreibprozess beitragen.
Auditive Verarbeitung
Lernschwierigkeiten bei Schülern können darin begründet sein, dass sie Gehörtes nicht effizient und schnell verarbeiten können. So fällt es Ihnen schwer, bei umgebenden Klassengeräuschen sich auf die Stimme des Lehrers zu konzentrieren, sie lassen sich leicht von Geräuschen ablenken, können sich schlecht oder nicht mehrere aufeinanderfolgende Arbeitsanweisungen merken und sind generell langsam in der Bearbeitung von Aufgaben.
Äußerungen, wie: „Kannst du denn nicht zuhören?“ oder „Du hast eine lange Leitung!“ , bezeichnen häufig die zugrundeliegende Schwäche in der Verarbeitung von Gehörtem.
Lautunterscheidung
Unsere sprachlichen Äußerungen bestehen üblicherweise nicht aus einzelnen Wörtern mit Pausen dazwischen, sondern aus einer Aneinanderreihung von Wörtern zu Sätzen und längeren Sprachgebilden. Um zu erkennen, wo ein Wort beginnt und endet und das nächste Wort beginnt beziehungsweise welche Laute zu einem Wort gehören, braucht es auch ein gut entwickeltes Laut-Unterscheidungsvermögen. Forschungsergebnisse aus den USA (Galaburda, Tallal, Merzenich) weisen darauf hin, dass viele Kinder mit Sprachproblemen eine grundlegende Schwierigkeit haben, vor allem die schnell wechselnden Laute der gesprochenen Sprache aufzufassen und zu unterscheiden.
Diese auditiven Einschränkungen können den Spracherwerb verzögern und erschweren. Wichtige Phasen, wie die detaillierte Analyse der Laute, die für Lesen und Schreiben von größter Bedeutung sind, können fehlen oder unvollständig ausgeprägt sein. Dadurch kann ein Kind den Unterschied zwischen ähnlich klingenden oder zusammengesetzten Lauten, wie beispielsweise „p“ und „b“, „ng“ und „nk“ nicht heraushören. Wenn sich diese Laute für das Kind gleich anhören, so nimmt es an, dass sie auch gleich geschrieben werden. Was ein Kind nicht richtig hören kann, kann es folglich auch nicht richtig sprechen und schreiben.
Lateralität
Dr. Kjeld Johansen
Wer bevorzugt mit dem linken Ohr hört oder kein eindeutig bevorzugtes Ohr hat, verarbeitet Sprache und Laute nicht so effektiv und schnell. Laute, die vom rechten Ohr gehört werden, werden auf schnellstem Wege zum Hauptsprachzentrum in der linken Gehirnhälfte weitergeleitet.
Dagegen werden die Laute, die vom linken Ohr gehört werden, zunächst zum Untersprachzentrum in der rechten Gehirnhälfte, und dann erst zur Verarbeitung in die linke weitergeleitet. Das bedeutet eine messbare Verzögerung.
Der dänische Legasthenieforscher Dr. Kjeld Johansen hat einen signifikanten Zusammenhang zwischen linksohrigem Hören und Legasthenie festgestellt.
Bei einem Kind, das kein bevorzugtes Ohr hat, kann es geschehen, dass Laute oder Silben in einer anderen Reihenfolge das Gehirn erreichen als der, die sie im Wort haben.
So wird z.B. das Wort „Lauschen“ als „Laufen“ gehört und auch geschrieben.
Die „Fliege“ wird zu „Liege“,
die „Fahne“ wird zu „Sahne“,
der „Riese“ wird zu „Wiese“,
der „Reif“ wird zu „Reis“
oder „blau“ wird zu „lau“.